Fischerei-Sportverein Oberlahn e. V. 1885

Jahreshauptversammlung 2019 - Bürgerhaus Weilburg / Ahausen vom 26. Januar 2020

 

Bericht des Gewässerwart für das Vereinsjahr 2019

1. Wetter und Gewässer 2019
Nach dem trockenen Jahr 2018 fehlte schon wegen der geringen Niederschläge ein normaler Grundwasserstand. Der vom Regen im Jahre 2019 nicht ausgeglichen werden konnte.
Der Grundwasserspiegel war zu niedrig, sodass ab Juni Niedrigwasser herrschte.
In der Lahn gab es trotzdem keine Probleme, sogar die Algenbildung fiel weitgehend aus und der pH-Wert und Sauerstoff blieben in Grenzen, was allen Wasserorganismen zugute am.
In den Seitengewässern der Lahn gab es auch nur geringe Probleme. In der Weil war zwar wenig Wasser im Oberlauf wegen der altbekannten Probleme der Undichtigkeiten des entlang der Weil verlaufenden Abwasserkanals bis Winden. Unterhalb gab es trotz niedrigem Abfluss keine Probleme. In den Teichen in Mademühlen herrschte Wassermangel. Am Vöhler W. war alles OK.

2. Wasserpflanzen:
Der flutende Hahnenfuß als submers Wasserpflanze ist nun schon im 2. Jahr verschwunden! Auch die Uferpflanze Schwanenblume, streng geschützt in Deutschland fehlt nun schon 3 Jahre.
Nur hat das noch niemand bemerkt, auch nicht die HLNUG in Wiesbaden, die offensichtlich keine Ahnung davon hat. Ihr hatte ich für 2018 einen ausführlichen und begründeten Jahresbericht zugeschickt, die Antwort war nach Schulnoten glatte 6!
Darüber hinaus fehlten 2019 mengenmäßig mindestens die Hälfte der emersen und submersen Wasserpflanzen der Lahn.
Der Schaden für die Biozönosen der Lahn ist enorm und geht klar auf Kosten der im Wasser lebenden Tiere aller Arten! Hauptursachen sind sicher durch Regen aus der Fläche eingetragene Herbizide.
Weitere Probleme sind Medikamentenrückstände und Östrogene (Mikroschadstoffe), die über die Toilette aus Ausscheidungen von Menschen eingetragen werden und in Kläranlagen nicht entfernt werden können. Hier müssen Kläranlagen mit einer 4. und 5. Stufe nachgerüstet werden. Dazu später bei LiLa Lahn.
3. Fangergebnisse
Die Fangergebnisse sind trotz Besatz seit Jahren stetig am Sinken. Das kann man klar an unseren Fangstatistiken erkennen, die ich seit 1984 mache und bewerte.
Den jährlichen Besatz haben wir gleich gehalten, damit ein Jahresvergleich überhaupt möglich ist.
Der Einfluss der Kormorane ist, seit auftreten dieser Neozoon (eine Kreuzung unseres Küstenkormorans mit dem kleineren chinesischen Fischerkormorans) an unseren Gewässern, deutlich belegbar. Die Wasserqualität der Lahn hat sich verschlechtert!. Das  Auftreten von Massenalgenbildung mit hohen Sauerstoff - Schwankungen im Tag-/Nachtrhythmus zwischen 280% und nachts gegen Null, pH-Werte  > pH10, Umwandlung von harmlosem Ammonium zu 85% in hoch toxisches  Ammoniak führt zu Fischverlusten besonders bei Jungfischen.  Andere Wasserinhaltsstoffe (Mikroschadstoffe) , wie Östrogene, Diclophenac, und andere Arzneimittelrückstände oder „Pflanzenschutzmittel“ wie  Glyphosat und ähnliche, haben eine nachhaltige Wirkung  und verheerende Wirkung auf die Fauna und Flora der  Fließgewässer. Abhilfe:  Ausbau von Kläranlagen und sofortige  Umsetzung der EU-WRRL!  Einfachste Lösung wäre ein Fließgewässer wieder fließen zu lassen und dazu in der Lahn einige Wehre abzureißen. Hiermit wäre die Durchgängigkeit auch fast kostenlos wieder hergestellt.
Wehre sind für alle Fische – trotz vorhandener Fischaufstiegsanlagen nur schwer überwindbar! Selbst wenn sie vergoldet wären, meiden Fische solche meist für sie aberwitzigen Anlagen!

4. Problem Wasserkraft
Fische geraten ganzjährig vor Rechen der Wasserkraftanlagen oder in die Turbinen! So werden jährlich ca. 80% der 0+ Fischgeneration, die durch jeden Rechen passen allein durch abrupte Druckunterschiede vom Oberwasser ins Unterwasser und Kavitation sofort getötet! Eine große Menge adulter Fische gerät vor die Rechen und werden vom Rechenreiniger zerquetscht!
Aale „zigeunern“ ganzjährig in den Gewässern und passen als Gelbaale durch jeden Rechen und werden massenhaft bei ihrem 20-jährigen Aufenthalt getötet.
Blankaale, lassen sich bei der Abwanderung im Herbst abtreiben (Kopf im Wasser noch oben gerichtet) und treiben so genau vor die Rechen der Wasserkraftanlagen.
Bei 20mm Rechenabstand (Erfahrung aus Diez) passen Aale <65 cm durch den Rechen hindurch und werden in den schnell laufenden Turbinen geschreddert!
Aale >65 cm bleiben am 20mm-Rechen hängen und werden alle vom Rechenreiniger getötet! Es kommen daher nicht mehr genügend Aale in die Sargassosee!.
Der Aal stirbt aus – IUCN (Internat. Naturschutzorganisation) hat ihn auf die Rote Liste gesetzt.
Der Tierschutz spielt keine Rolle im Wasser – es gilt bei Genehmigungsverfahren das WHG (Schutz der Fischpopulation) und nicht das BTierSchG oder gar das HeFischG (§35 = Individualschutz) Petition haben wir gewonnen („Es liegt ein Vollzugsdefizit vor“), Eine Verfassungsbeschwerde wegen Missachtung BTierSchG und HFischG läuft beim BVG in Karlsruhe!!
Fische sind natürlich auch schützenswerte Tiere und hier gelten natürlich auch die Tierschutzgesetze wie auch die Artenschutzgesetze.

5, Besatzmaßnahmen
In der Lahn sind viele Arten nur noch durch jährlichen Besatz zu erhalten. Für Besatz wendet der FSV-Oberlahn jährlich ca. 30.000 Euro auf.
In der Lahn geht es besonders darum den Hecht und den Aal zu sichern, die ohne jährlichen Besatz längst verschwunden wären. Da Karpfen und Schleien sich ebenso nicht vermehren, müssen durch Besatz auch diese Arten erhalten werden.
Der Seeweiher ist seit etwa Weihnachten wieder voll gestaut und Besatz kann im Frühjahr wieder mit ausgewählten Fischen (Rotaugen/Rotfedern, Karpfen, Schleien, Hechten, Elritzen, Moderlieschen, Edelkrebsen erfolgen. Muscheln können aus dem oberen Teil einwandern oder von mit Glochidien infizierten Fischen nach unten eingetragen werden. Mit speziellem Besatzmanagement (Biomanipulation) erreichen wir dann hoffentlich wieder die gute Badewasserqualität.

Fangergebnisse 2018

6. Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und „LiLa Lahn“
Eine drastische Nachlässigkeit des Landes Hessen sowie der Bundeswasserstraßenverwaltung (WSA-Koblenz) ist die bisherige Nichtumsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die noch enorme EU-Strafen nach sich ziehen wird.
Schlimmer noch ist das an der Lahn in Hessen und Rheinland-Pfalz laufende Projekt „LiLa-Lahn“.
Dieses Projekt wurde auf Grund eines „Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ am 1. Februar 2017 vom Bundeskabinett beschlossen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde schon 2002 von Deutschland ratifiziert und gilt als gesetzliche Vorschrift und muss umgesetzt werden. In dem „Blauen Band Deutschland“ steht kein Wort von dem prioritären Ziel „Gute Wasserqualität“ und das „Prioritäre Ziel“ Durchgängigkeit ist nur vage erwähnt! Das aus dem Bundesprogramm abgeleitete Projekt „LiLa Lahn“ sagt klar aus, dass andere Nutzungen solcher Nebenwasserstraßen z.B. Tourismus, Wassersport, Rudern, Segel- und Motorboote, Fahrgastschifffahrt erhalten und sogar weiter entwickelt werden sollen. D.h. klar, dass die Umsetzung der EU-WRRL ausgehebelt werden soll und alles – auf die Lahn bezogen – so bleiben soll wie es heute ist! Das kann nicht zugelassen werden und die Beschwerden liegen schon in Brüssel vor! Ein intaktes, für Pflanzen und Tiere artenreiches Gewässer braucht eine gute Wasserqualität und muss nun einmal auf- und abwärts gerichtet auch durchgängig sein.
Deswegen lehnen wir als anerkannter Naturschutzverband dieses 16 Millionen teure Projekt komplett und strikt ab!

7. Beteiligung der Mitglieder an Vereinsaktionen
Ich fordere alle Mitglieder auf, sich an Aktionen des Vereins zu beteiligen.
Hier ist als naheliegend die Beteiligung an den Uferreinigungen auf 86 km Lahnufer und 55 km Weilufern (jeweils beidseitig), welche am 14. März stattfinden werden.
Die Uferreinigungen führt der FSV seit Anfang der 50er Jahre jährlich durch, weil damals schon der Vorstand damals schon den Weitblick hatte und darauf bedacht war, den Unrat von Ufer und insbesondere Plastikabfall und aus dem Wasser zu entfernen, damit dieses nicht ins das Meer gelangen sollte! Ein besonderes Auge hat der Verein auf alle unsere fließenden und stehenden Gewässer und unternimmt im Verbund mit unseren Fischereiaufsehern und Mitgliedern alles, um Schaden abzuwenden oder aber auch sofort durch Anzeigen zu ahnden!

Natürlich arbeiten wir - die Fischerei - mit den Jägern über die Jägervereinigung Oberlahn eng zusammen, denn Jäger und Fischer haben ganz Deutschland – die Reviere und die Gewässer - gepachtet und viele von uns sind ständig unterwegs, erkennen fast jeden Schaden und jeden Frevel an der Natur und lösen sofort die nötigen Maßnahmen und eventuell Anzeigen aus, um einen Schaden abzuwenden und zu beheben! Wer in unserer Gesellschaft kann einen solchen umfassenden Beitrag für unsere Natur leisten, wie wir Angler und Jäger dies schon immer betreiben?!

Danke für Ihre  Aufmerksamkeit und viel Petri Heil für 2020 -  
Ihr Winfried Klein, Gewässerwart

 

Informationen

Allgemeines

  • Alles rund um unsere Aktivitäten in Sachen Naturschutz.
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  • Informationen zur Fischerprüfung und Lehrgangstermine.
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  • Liebe Mitglieder, wir möchten Ihnen hier eine Neuerung in Bezug auf unsere Erlaubnisscheine vorstellen. Ende des Jahres 2010 waren wir
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  • Wir bieten Ihnen, unseren Mitgliedern, hier einige Kleidungsstücke wie Hoodie, Jacke und Cap an. Hoodiejacke50% Baumwolle / 50% Polyester Softshelljacke100% Polyester
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